Bei der diesjährigen 10. Auflage des thüringenULTRA am 01./02.07.2016 waren auch die Zwillingsbrüder Frank und Rüdiger Burger auf der 100-Meilen-Distanz unterwegs. Hier ihr Erlebnisbericht und anschließend ein Vorbericht zum diesjährigen Spartathlon.

Rüdiger und Frank Burger beim thüringenULTRA auf der 100-Meilen-Distanz

Den ersten Stern beim 10-jährigen Jubiläum des thüringenULTRA verdient!

Am 01.07.2016 hatte das Warten ein Ende, dann erfolgte um 21 Uhr bei noch recht milden Temperaturen von 21°C für das Brüderpaar Frank und Rüdiger Burger vom Team Icehouse e.V. der Startschuss zu Ihrem ersten 100-Meilen-Lauf, der vom Lauffeuer Fröttstädt e.V. anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des thüringenULTRA ausgetragen wurde. Die ersten 42,5 Kilometer bis zum Hörselberg waren gespickt mit Singletrails, der Schwierigkeitsfaktor wurde durch die Dunkelheit nochmals verstärkt. Bei Kilometer 20 wäre für Frank Burger fast schon das Aus gewesen. Einmal nicht den Fokus auf die Strecke gehabt und schon lag man der Länge nach auf den Boden. Ergebnis aus diesem Sturz: Offene Schnittwunde an der rechten Wade und eine Prellung des linken Knies. Bei nächsten Verpflegungsposten bei Kilometer 26 wurden die Blessuren notdürftig versorgt. An  Aufgeben wurde kein Gedanke verschwendet, da dieser Lauf für das Brüderpaar als Härtetest für den Spartathlon 2016 dienen sollte. Auf die nächsten knapp 30 Kilometer war ein ständiger Wechsel von Berg hoch und dann wieder Berg runter, so dass nach dem Durchlaufen der zweiten Messstelle in Sondra bei Kilometer 70 - laut den aufgezeichneten GPS-Daten - bereits über 2500 An- und Abstieghöhenmeter zurückgelegt wurden. Bis zum nächsten Messpunkt, dieser war bei Kilometer 87 bei der Glasbachwiese, gab es nur eine Richtung und die hieß bergauf. Man kreuzte kurz den Rennsteig und hatte dann auf eine Länge von etwa 16 Kilometer satte 500 Höhenmeter bewältigt. Aufgrund der Blessuren und den daraus resultierenden Handikap wurde das Lauftempo merklich langsamer, die angepeilte Endzeit war dann nur noch Nebensache, einen Ultralauf - zumal bei solch einer Länge - wird im Kopf entschieden. Ab der zweiten Streckenhälfte begann es zu regnen, aber richtig. Später wurde uns berichtet, dass es sich auf anderen Teilstücken angefühlt hat wie ein Sturm. Dem Wetter trotzend lief das Brüderpaar Richtung nächster Messstelle Gensberg/Brottrode, dieser war unterhalb des Großen Inselsberg, bei Kilometer 100. Hier hätte man aussteigen können, weil es eine extra Wertung dafür gab, ansonsten - wenn man später aussteigen wollte - in den Ergebnislisten nur ein DNF steht („did not finisht“ = „nicht ins Ziel gekommen“). Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ wurden nach einer kleinen Stärkung die nächsten Kilometer in Angriff genommen. Es ging stetig bergab, so dass man bei Kilometer 114 die nächste Kontrollstelle Floh-Seligenthal erreichte. Ab hier begann wohl der schwierigste Teilabschnitt, es mussten die nächsten 7,5 Kilometer mit 360 Höhenmetern zurückgelegt werden. Oben angekommen, kreuzte man ein zweites Mal den Rennsteig und verlies diesen auf Höhe der Ebertswiese, diesen wieder runter folgte ein recht schwierig zu laufender Singletrail, bedingt durch den bis dahin andauernden Dauerregen Richtung nächsten Verpflegungspunkt Tambach-Dietharz. Ab hier waren es nur noch 32 Kilometer. Man sah förmlich schon das Licht am Ende des Tunnels, bezogen auf die  Streckenlänge. Ab der letzten Kontrollstelle in Finsterbergen, bei Kilometer 136, wurde uns vom Seiten des Veranstalters nochmals erklärt, ab hier laufen wir auf eigene Gefahr, da die Verpflegungsstellen nicht mehr mit Personal besetzt sind oder bereits abgebaut wurden. Zu uns gesellte sich noch ein einsamer 100-Meilen-Läufer, ab hier würde ein Außenstehender uns vielleicht den Vogel zeigen, aber ein Ultraläufer denkt nicht rational, er denkt nicht was kommt hinter den nächsten Berg, er läuft und läuft, es sind gewisse Automatismen, die in diesen Moment abgerufen werden bzw. nur noch funktionieren. Es ist schwer zu erklären, das muss man nicht verstehen, es ist halt so. Auf den restlichen 25 Kilometer Richtung Ziel ging es stetig bergab. Da wir bereits mehr als 24 Stunden unterwegs waren, hatte das Fußballspiel Deutschland gegen Italien bereits angefangen. Bei Kilometer 155 nahm man kurz Notiz davon, wie die Italiener eine Torchance von Müller vereitelten, dies aber nur am Rande. Der Akku von Frank war bereits schon im roten Bereich hinsichtlich der körperlichen Verfassung, aufgrund der Blessuren von der letzten Nacht. Zufrieden und glücklich durchliefen Frank und Rüdiger Burger nach 26:15 Stunden das Ziel in Fröttstädt, gerade noch rechtzeitig zum Elfmeterschießen. Das war Timing!

Sieger der 100 Meilen wurde Peter Flock vom Lauffeuer Fröttstädt in 17:27 Stunden, die Frauenwertung gewann Bianka Schwede vom Marathon Mülheim in 21:35 Stunden.

Neben den 100 Meilen gab es noch einen 100-km-Lauf, sowie zwei Staffelwettbewerbe 2x50 km und 4x25 km.

Rund herum ein gelungene Veranstaltung, Test bestanden, jetzt kann Sparta kommen, auf geht’s im September nach Griechenland.

Ein kleiner Vorbericht zum diesjährigen Spartathlon, der bereits zum 34. Mal stattfindet

Der Vater des Spartathlon ist der griechische Bote Pheidippides, der 490 v. Chr. während der Perserkriege von den Athenern nach Sparta geschickt worden sein soll, um bei den Spartanern um Hilfe in der bevorstehenden Schlacht bei Marathon zu bitten. Angeblich begab er sich morgens auf die 246 km lange Strecke und kam am Abend des nächsten Tages an.

Im Oktober 1982 wollte John Foden, ein Kommandeur der britischen Royal Air Force und selber Langstreckenläufer, diese historische Laufleistung rekonstruieren. Er schaffte es zusammen mit zwei Kameraden, von Athen nach Sparta auf der Originalstrecke (soweit rekonstruierbar) um die 36 Stunden zu laufen (Scoltens: 34:30, Foden 37:37, McCarthy: 39:00). Das war die Geburtsstunde des Spartathlon, der seither jedes Jahr am letzten Freitag im September abgehalten wird. (Quelle: 1)

Nach einer zweijährigen Vorbereitungsphase mit etlichen Hochs und Tiefs in den jeweiligen Ultraläufen wurde nicht nur die physische Ausdauer trainiert (ca. 10000 Kilometer) sondern auch die Psyche gestärkt, denn Ultralaufen wird im Kopf entschieden, nicht in den Beinen.

Nachdem die Anmeldungsphase und Registrierung nun abgeschlossen ist, erhielten Frank und Rüdiger Burger vom Team Icehouse e.V. jeweils einen Startplatz für diesen Nonstoplauf. Zugelassen werden nur 390 Starter bzw. –innen, jeweils nach Länderquoten. Für Deutschland sind 35 Ultraläufer/-innen (Quelle:2) startberechtigt. Der Spartathlon (Quelle: 3) ist für einen Ultraläufer vergleichbar wie Wimbledon  für einen Tennisspieler.

Wir sind nicht die ersten Franken, die dort laufen, aber die ersten Zwillinge. Gemeinsam sind wir unschlagbar: Twin-Power!

Es sind noch zwei Testläufe bzw. Wettkämpfe bis Ende September geplant. Am 20. August finden in Leipzig (Quelle: 4) im Rahmen des 100-km-Laufes, auch die Deutschen Meisterschaften statt. Anfangs September soll noch eine Tempoeinheit im Rahmen des Fränkische-Schweiz-Marathons absolviert werden, Zielzeit zwischen 3:45 – 3:59 Stunden.

Quellennachweise:

1)    https://de.wikipedia.org/wiki/Spartathlon
2)    http://www.ultra-marathon.org/images/DUV-Sport/Spartathlon/2016/DeutscheStarter20160430.pdf
3)    http://www.spartathlon.gr/en/
4)    http://www.nachrichtendienst.org/100LE/joomla/