Am Samstag, dem 26.05.2018, fand der 46. GutsMuths-Rennsteiglauf statt. Hier ein Bericht von Karsten Sürich und Rüdiger Burger.

Running Team von Team Icehouse im Ziel in Schmiedefeld beim 46. GutsMuths-Rennsteiglauf

Supermarathon von Linde und Karsten Sürich

(Bericht von Karsten Sürich)

„Für uns (Linde und Karsten Sürich) war der Supermarathon am Rennsteig der erste Ultra-Lauf überhaupt. Nun war es endlich soweit, nach den vielen langen Trainingsläufen und dem Oberelbe-Marathon vor vier Wochen standen wir am Marktplatz von Eisenach neben den „Burger-Twins“ und Hans Eichmüller inmitten eines großen Starterfeldes, wo sich gefühlt jeder kennt und sich viele begrüßten. Unser Respekt vor der eingeschworenen Ultra-Szene wuchs als wir auf die vielen Finisher-Shirts der Läufer(innen) schauten. Ach Gott, was die schon alles gelaufen sind! Sind wir hier überhaupt auf der richtigen Veranstaltung? Oder hätten wir uns doch lieber wieder beim "normalen" Marathon anmelden sollen? Egal, da Linde und ich zusammen die Strecke bewältigen wollten, wünschten wir dem Rest unseres Teams viel Glück und konzentrierten uns auf unser Rennen.

Unser primäres Ziel war es, zumindest den Grenzadler bei Kilometer 54,7 km zu erreichen, wo man dann aussteigen konnte und in der Wertung war (wäre ja auch ein Ultra gewesen). Je nach Verfassung wollten wir dort entscheiden, ob wir die letzten 19 km noch weiterlaufen. Unsere Taktik dabei war recht simpel: Wir wollten bei flachen Anstiegen, bergab und auf der Ebene (gab’s die überhaupt?) maximal zügiges Wohlfühltempo laufen (8 bis 9 km/h) und bergauf wandern. Da uns die Zielzeit egal war, kam es uns nur darauf an, in maximal 12 Stunden vor dem Besenwagen nach Schmiedefeld zu kommen bzw. bis 15 Uhr zum Grenzadler.

Nach dem Startschuss war die Begeisterung groß. Es ging zunächst langsam voran durch die Eisenacher Fußgängerzone und wir genossen den Applaus der Zuschauer, die sich ja schon um 06:00 Uhr früh auf den Beinen befanden. Eine schöne Stimmung. Das Streckenprofil ist wirklich sehr anspruchsvoll, man muss sich auf Berge und Anstiege einstellen, die gefühlt nie enden und wo die Steigungen immer steiler werden, Wahnsinn. Über die Strecke könnt ihr euch selbst einen Eindruck machen, ich habe nämlich – wie letztes Jahr beim Marathon – wieder eine Art "Live-Dokumentation" gefilmt.

Die ersten 25 km gingen gefühlt nur bergauf. Man überwindet ca. 900 Höhenmeter, bis man endlich am Großen Inselsberg ankommt. Wir haben dafür 03:23 Std. benötigt. Bei der Ebertswiese (Hälfte der Distanz) waren wir nach 04:52 Std. Am Grenzadler (54,7 km nach 07:11 Std.) mussten wir uns entscheiden, ob wir weiterlaufen. Die Entscheidung fiel uns nicht schwer: NATÜRLICH laufen wir weiter! Nach einem sehr emotionalen Zwischenerlebnis für Linde (sie war überwältigt von ihrer eigenen Leistung, jemals 55 km gelaufen zu sein), war es dann die nächsten 7 km noch mal sehr anspruchsvoll, bis wir den Großen Beerberg erreichten. Der Rest war dann eigentlich recht einfach zu laufen, wobei ich selbst auf die letzten Kilometer einen Durchhänger hatte, da sich in meinem rechten Oberschenkel so langsam Krämpfe ankündigten. Diese wollte ich durch konstantes, gleichmäßiges Laufen unterbinden, was mich dann allerdings ein wenig reizbar machte. Sehr merkwürdig, aber mir machte es tatsächlich zu schaffen, dass ich zum Schluss nicht genau wusste, ob ich nun noch 4 oder 5 Kilometer zu laufen hatte! Linde dagegen klagte den gesamten Lauf kein Leid, sie lief einfach ohne zu jammern ihr Ding durch. Auf jeden Fall nutzten wir die finale Bergab-Passage nach Schmiedefeld dazu, das konstante Tempo hoch zu halten und noch einige Läufer(innen) zu überholen. Sogar Gehende versuchten wir dabei zum Laufen zu motivieren. Dann kamen wir nach knapp 73,8 km endlich am Sportplatz in Schmiedefeld an. Wir fassten uns an die Hände, rissen diese hoch (meine rechte Hand hielt das Handy und filmte den Zieleinlauf) und flogen praktisch ins Ziel. Die Sprecherin kommentierte „So sieht Freude aus… Ja!“ und wenig später ertönte es kurz vorm Überqueren der Ziellinie „Linde Sürich, Karsten Sürich … die beiden von Team Icehouse“. Nach 9:42:59 Std. hatten wir es tatsächlich geschafft: Wir haben den Supermarathon gefinisht! Wir waren mega-stolz und überwältigt von den Eindrücken. Wir sind jetzt Ultra-Läufer!

Was uns aufgefallen ist, dass sich der Marathon und der Supermarathon rein stimmungsmäßig sehr unterscheiden, es sind zwei völlig unterschiedliche Wettbewerbe mit demselben Ziel in Schmiedefeld. Auf dem Marathon durchläuft man viele Ortschaften mit entsprechend vielen Menschen an der Strecke, die einen mit Trommeln und anderen Mitteln animieren. Der „Natur-Anteil“ ist beim Supermarathon sehr viel größer und die Leute an der Strecke entsprechend geringer. Nichtsdestotrotz ist es ein ganz besonderes Gefühl, den langen Kanten zu laufen und in Schmiedefeld – dem schönsten Ziel der Welt – anzukommen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!“

Supermarathon von Rüdiger Burger, Frank Burger und Hans Eichmüller

(Bericht von Rüdiger Burger)

„Es sollte nur ein Formtest für uns (Rüdiger und Frank Burger und Hans Eichmüller) für die Deutschen Meisterschaften im 6-Stunden-Lauf Anfang Juni und der Ultra-Trail-Meisterschaften Mitte Juli sein. Die 2000er-Marke an Startern und Finishern wurde diesmal nicht erreicht, vermutlich wegen den Ferien. Egal, die meisten sind eh Wiederholungstäter. Erfahrungsgemäß ist im Vergleich zu der Marathon-Strecke die Ausfallquote auf der Ultrastrecke sehr gering. Wenn man die 100 Aussteiger beim Grenzadler bei Kilometer 54 dazu zählt, sind es knapp über 5 Prozent, die das Ziel in Schmiedefeld nicht erreichten. Dies zeugt von der Qualität des Starterfeldes.

Bei bestem Laufwetter erfolgte pünktlich um 6 Uhr der Start auf den Marktplatz in Eisenach. Schon auf dem ersten Kilometer verlor ich Hans und Frank aus den Augen, obwohl ich vom Gefühl her auch gute Beine hatte, die zwei Testläufe nach einer 9-tägigen Zwangspause durch eine Infektion im rechten Fußgelenk verliefen recht gut, doch versuchte ich auf den ersten Kilometern nicht mit dem Tempo zu übertreiben. Wahrscheinlich waren die lockeren Gespräche schuld daran, dass mir dieses Jahr die Kilometer Richtung Inselsberg (Kilometer 25,5) so kurzweilig vorkamen. Kurz vor dem Inselberg holte mich Mike Hausdorf (zweifacher Spartathlonfinisher 2016, 2017) ein. So schnell wie Mike auf mich auflief, so schnell entschwand er auch aus meinen Blickfeld. Chapeau, der lief doch erst vor einer Woche das Olympian Race in Griechenland (180 km mit 3780 Höhenmetern). Ich versuchte beim Bergab-Stück am Inselsberg (teilweise bis zu 19 Prozent Gefälle), ihm zu folgen, dabei bemerkte ich ein leichtes Stechen im rechten Fußgelenk. Genau die Stelle wieder, wie beim Infekt. Sofort schossen mir die Gedanken durch den Kopf, wenn der Schmerz stärker wird, werde ich das Ziel wahrscheinlich nicht erreichen. In diesem Moment war mir die Endzeit so was von egal, ich wollte nur schauen, dass ich irgendwie nach Schmiedefeld komme. Also beschloss ich, ab Kilometer 30 mich aufs Marschieren zu beschränken. Bei Kilometer 37,5 - der Verpflegungsstation Ebertswiese - hatte ich mich schon wieder soweit erholt, dass der Schmerz im Fuß fast weg war. Da aber bis zu den Neuhöfer Wiesen (Kilometer 45,4), noch ein knackiger Anstieg, nämlich der Sperrwinkel, zu bewältigen war, tat ich gut daran, diesen Teil nicht zu joggen. Ab den Verpflegungspunkt Neuhöfer Wiesen verlief die Strecke bis zum Grenzadler relativ flach, so dass ich den Versuch startete, wieder zu joggen, es lief echt super. Nach einem kurzen Plausch mit Bekannten, die beim Grenzadler (54,5 km) standen, lief ich dann weiter hoch zum Großen Beerberg (höchster Punkt des Rennsteiglaufs und des Thüringer Waldes), Kilometer 61,6. Ab hier gings die nächsten 7 Kilometer stetig bergab; da sich in beiden Waden kleinere Krämpfe bemerkbar machten, musste ich mit dem Tempo vorsichtig sein. Beim letzten Verpflegungspunkt „Kreuzwege“ (Kilometer 69,3) angekommen, trank ich den obligatorischen Becher „Bier und Cola“. Ab da gab es dann keine Gnade der Wade, ich lief was das Zeug hielt, einer nach den anderen wurde von mir überlaufen. Gefühlt müssten es um die 30 Läufer gewesen sein. Nach Überqueren der Straße waren noch zwei kleinere Hügel zu bewältigen, dann bog man in die nimmer endende Zielgerade in Schmiedefeld ein. Ich setzte zum Zielsprint an, die Lautsprecherboxen kündigen mich als nächsten Finisher an. Mit Freudentränen überlief ich die Ziellinie, es war nicht nur mein 10tes Finish auf dem langen Kanten, sondern vielleicht die Umstände, wie dies zustande kam. Ein besonders schöner Moment war es auch, als ich mit offenen Armen von Hans, Frank und Mike im Zielraum im Empfang genommen wurde.

Zur Vollständigkeit hier die Ergebnisse:

Hans Eichmüller konnte zwar nicht an die Vorjahresleistung anknüpfen, blieb aber unter 7 Stunden. Mit einer Zeit von 06:59:36 Std. belegte er einen hervorragenden 92. Platz in der Gesamtwertung und in der Altersklassenwertung der AK M55 den 5. Platz. Wenn man bedenkt, dass es gerade einmal 5 Minuten bis zum Dritten waren: Hut ab, starke Leistung!

Frank Burger überlief bei seiner 11. Teilnahme am Rennsteiglauf in 07:30:04 Std. die Ziellinie, die Serie hielt (11 Mal unter 8 Stunden). Für Mike Hausdorf - unserem Freund aus Berlin - blieb die Uhr nach 08:05:55 Std. stehen. Ich benötigte für den langen Kanten 08:44:20 Std.

Nach dem Duschen wurde noch ein Finisher-Bier getrunken und sogleich begann man schon wieder mit dem Carbo-Loading: Thüringer Rostbratwurst. Wir beschlossen uns nicht länger im Zielbereich aufzuhalten und machten uns sogleich auf den Nachhause-Weg.

Fazit: kein Sturz, keiner verletzt, die Deutsche Meisterschaft kann kommen."