Beim Ultra-Marathon "Baltic-Run Nonstop 2015" über 234 km nahmen am 23.05.2015 auch die Team-Icehouse-Extremsportler Rüdiger und Frank Burger teil. Hier der Bericht von Eberhard Spaeth vom Nordbayerischen Kurier.

Vor dem Start zum Baltic-Run: Rüdiger Burger (rechts) mit Zwillingsbruder Frank, der nach etwas mehr als der Häfte der Strecke aufgeben musste. Foto: Nordbayerischer Kurier

Bayreuther läuft 234 Kilometer in 35 Stunden

Von Eberhard Spaeth

EXTREMSPORT. Schon seit 19 Jahren hat sich Rüdiger Burger vom Team Icehouse Bayreuth auf Ultraläufe spezialisiert. Er ist also einiges gewohnt. 24-Stunden-Läufe sind keine seltene Ausnahme für ihn, 100-km-Läufe schon gar nicht. Die jüngste Herausforderung hatte aber sogar für den 52-Jährigen selbst „eine besondere Qualität“.

Beim Baltic-Run von Bernau bei Berlin lief Burger 234,3 Kilometer in 35 Stunden. Genauer: in 34 Stunden, 57 Minuten und 17 Sekunden. Das bedeutete den 15. Platz und Rang drei in der Altersklasse 50. Sieger Benjamin Brade (Berlin) schaffte es übrigens in unglaublichen 23:23:06. Solche Details sind Ultraläufern normalerweise nicht so wichtig. „Wir sind keine Sportwagen, sondern Dieselmotoren“, beschreibt Burger die Mentalität. „Man läuft sein eigenes Rennen mit einem bestimmten Wohlfühltempo, das man sich antrainiert hat.“ Neun bis zehn Stundenkilometer seien das in seinem Fall. Beim Baltic-Run spielte die Zeit für den Bayreuther aber doch einmal eine größere Rolle, denn selbst diese extreme Herausforderung sollte lediglich eine Zwischenstation sein zu einem noch höheren Ziel: „Das nächste Jahr ist mein zwanzigstes als Ultraläufer. Da wollte ich dem Ganzen die Krone aufsetzen“, erklärt Burger seinen Ehrgeiz für den Spartathlon im September 2016 in Griechenland, der auch als Weltmeisterschaft der Ultraläufer gilt. Die historische Strecke des längsten Eintageslaufs der Welt von Athen nach Sparta ist zwar mit 246 Kilometern gar nicht sehr viel länger als beim Baltic-Run, aber das Zeitlimit ist stramm: 36 Stunden. Entsprechend streng sind die Kriterien für die Teilnahme: „Man muss bei einem Quali-Lauf 100 Kilometer unter zehn Stunden schaffen, oder 200 Kilometer unter 36 Stunden. Das gilt für alle, unabhängig von der Altersklasse.“ Mit knapp 35 Stunden für 234 Kilometer hat der Bayreuther dieses Ziel nun sehr überzeugend erreicht.

Zwillingsbruder musste aufgeben

Dabei waren die Voraussetzungen dafür nicht gerade optimal, denn es fehlte die gewohnte Begleitung von Zwillingsbruder Frank, der nach 124 Kilometern aufgeben musste. „Bei der Kälte von zwei Grad in der Nacht ist sein Kreislauf zusammengeklappt“, erklärt Rüdiger Burger. Auch er selbst habe wenig später Probleme mit den niedrigen Temperaturen bekommen: „Bei Kilometer 140 nach ungefähr 19 Stunden habe ich mich richtig schlecht gefühlt und bin ich an einem Verpflegungspunkt für eine halbe Stunde eingeschlafen.“ Eine mitgeführte Wärmedecke habe geholfen, das Tief zu überwinden, aber noch wichtiger sei in solchen Momenten die mentale Stärke: „Beim Gedanken ans Aufgeben habe ich mich sozusagen selbst beschimpft: Das kannst Du noch nicht machen nach all dem Aufwand!“

5000 Kilometer zur Vorbereitung

Normalerweise lösen die Zwillinge solche Schwierigkeiten gemeinsam. „Zu zweit läuft es sich viel leichter“, sagt Rüdiger Burger. Auf 100 bis 150 Kilometer schätzt er das übliche wöchentliche Laufpensum, das die Dienstzeit in der Stadtverwaltung zulässt. Der Trainingsplan ist selbst erstellt: „Ich kann meinen Körper ganz gut einschätzen.“ Zur Vorbereitung auf den Baltic-Run habe sich die Laufstrecke im Training und in Wettbewerben seit Oktober auf rund 5000 Kilometer summiert. Den Abschluss habe eine Woche vor dem Wettkampf ein gemeinsamer Lauf durch die ganze Nacht gebildet: „Nachts ist das Laufen noch schwieriger, schon allein wegen der Orientierung“, erklärt Burger. „Danach habe ich gesagt: Jetzt kann der Baltic-Run kommen, das ist kein Problem mehr.“